Segelfalter, Admirale, Schwalbenschwänze – in den Olivenhainen des Landguts Centonze herrscht ein reges Treiben. Und kann man es den Schmetterlingen verdenken, dass sie sich hier wohl fühlen? Wiesenblumen und Kräuter, der Schatten der knorrigen Olivenbäume und alles frei von Pestiziden: hier kann es einem nur gut gehen – egal ob Mensch oder Tier.
Historisches Erbe: Wie das Öl nach Italien kam

Schon in der vierten Generation bewirtschaftet Antoninos Familie, den alle nur Nino nennen, ihre Olivenhaine. Damit führen sie eine sizilianische Tradition fort: Mit griechischen Einwanderern kam in der Antike der erste Olivenbaum auf die Insel. Ihren Ursprung nahm die Ölproduktion vor gut 5000 Jahren nämlich nicht hier, sondern in der Gegend des damaligen Kleinasiens und heutigen Syriens. Zunächst wurde das Öl nicht als Lebensmittel, sondern als Brennstoff für Lampen verwendet. So kam Licht ins Dunkel.

Bio-Landbau aus Überzeugung
Für Nino, dessen Azienda „Case di Latomie“ mitten in der archäologisch geschützten Zone von Selinunte steht, ist seine Arbeit gelebte Geschichte. Und doch war die Entscheidung, dass auch er in das Ölbauern-Geschäft einsteigt, nicht von vornherein festgelegt. Seit 25 Jahren arbeitet er im Bereich Gastronomie und Catering und hat in diesem Zusammenhang auch seinen Agriturismo aufgebaut.
Wir begrüßen Gäste aus aller Welt bei uns. Der letzte Anstoß, uns nicht nur auf den Tourismus vor Ort, sondern auch auf die Vermarktung unseres Bio-Olivenöls zu konzentrieren, kam aber tatsächlich durch die Besucherinnen und Besucher. Sie haben uns immer wieder darauf angesprochen und konnten nicht genug davon bekommen.

Seit 2001 ist die Azienda Agricola Centonze von konventioneller Landwirtschaft auf Bio umgestellt. In der ökologischen Landbau sieht Nino die Zukunft der Lebensmittelproduktion: „Viele Menschen haben inzwischen verstanden, dass es einfach viel gesünder ist, wenn man darauf achtet, wo das Essen herkommt und vor allem, was drin steckt. Wer will schon die ganze Zeit Pestizide auf dem Teller haben?!“ Besonders stolz ist Nino auf die Sigel, die seine Olivenöl Produkte zieren: D.O.P Valle del Belice steht für die „Denomonazione d’Origine Protettata“ und stellt (auch EU-rechtlich) genau wie I.G.P. Sicilia („Indicazione Geografica Protetta“) sicher, dass die Produkte auch wirklich nur in dieser einzigartigen Region hergestellt werden.
Sizilien – Heimat von Öl, Wein und anderen kulinarischen Genüssen

Seine Liebe für die Insel ganz im Süden Italiens spricht aus Ninos Produkten ebenso wie aus seinen Worten. Wie er sein Olivenöl beschreiben würde? Da muss er nicht lange überlegen: „SICILIANO VERO.“ Genau wie bei gutem Wein leitet sich ein Teil des Geschmacks von der Beschaffenheit der Böden ab, auf denen die Pflanzen wachsen:
Unsere Oliven haben Wurzeln, die tief in eine Schicht aus Kalktuff reichen. Das verleiht unserem Öl eine besondere Weichheit, die den Genuss erst richtig abrundet.
Geschulte Geschmäcker erkennen bei dem preisgekrönten Öl aus dem Hause Centzone außerdem Töne von Artischocken, Tomaten, Mandeln oder sogar Gras.
Liebenswerte Menschen und herausragende Produkte – Sizilien in Zeiten des Klimawandels

Ein Öl wie das seine, das kann es eben nur hier geben, in dieser Region mit seiner zauberhaften Natur und mit seiner reichen Geschichte. Nach den Griechen in der Antike begrüßte Sizilien nicht zuletzt aufgrund seiner Lage zwischen dem europäischen Festland und Afrika Menschen aus den unterschiedlichsten Teilen der Welt.
Sizilien – das ist für mich ein Ort der Gegensätze, aber vor allem die Heimat der unglaublich herzlichen Menschen, die mit ihren vielseitigen Talenten den Charakter der Insel prägen.
Dafür lohnt es sich zu kämpfen, findet Nino. Er versteht sich als Botschafter Siziliens und setzt sich mit all seiner Kraft für den Fortbestand der Traditionen, aber auch für die Zukunft und Weiterentwicklung von Öko-Landbau und sanftem Tourismus ein. Die Herausforderungen könnten auch kaum größer sein: Am Rande des Kontinents gelegen ist hier die Frage nach einer europäisch einheitlichen und menschenwürdigen Zuwanderungspolitik kein abstraktes Thema, sondern Lebenswirklichkeit.Außerdem setzt auch der Klimawandel Sizilien zu:
„Wir haben immer häufiger Starkregenereignisse. Zwei Monate hat es in 2021 praktisch ununterbrochen geregnet. Wir hatten mit massiven Überschwemmungen zu kämpfen und mit Hagel, der teilweise in walnussgroßen Brocken vom Himmel kam.“ Als ob das nicht schon genug wäre, zogen im Laufe des Jahres auch vier verheerende Tornados über die Insel. Was die Zukunft des Klimas angeht, ist Nino wenig optimistisch, aber ganz Sizilianer auch pragmatisch: „Ich denke nicht, dass sich der menschengemachte Klimawandel noch ganz aufhalten lässt. Wir werden uns an die veränderten Bedingungen anpassen müssen.“
